Im Gespräch

Thomas A. Müller, Präsident des Verwaltungsrats Raiffeisen Schweiz, und Christian Poerschke, Vorsitzender der Geschäftsleitung a.i. Raiffeisen Schweiz, erläutern im Interview die Herausforderungen des Finanzplatzes Schweiz und die Vorteile des genossenschaftlichen Geschäftsmodells.

Raiffeisen hat die Schweizer Wirtschaft über die letzten 125 Jahre erfolgreich mitgeprägt

Dieses Jahr feiert die Raiffeisen Gruppe ihr 125-Jahr-Jubiläum und ist heute die zweitgrösste Bankengruppe der Schweiz. Was beeindruckt Sie an dieser Geschichte?

 

Thomas A. Müller: Das genossenschaftlich orientierte Geschäftsmodell hat sich über all die Jahrzehnte bewährt. Gemeinsam mit dem Schweizer Bauernverband gelang es in der Gründungszeit, die breite Bevölkerung zu erreichen, die bisher nur einen beschränkten Zugang zum Finanzsystem hatte. Die Raiffeisenkassen haben dazu beigetragen, die wirtschaftliche Situation der Schweizer Bevölkerung merklich zu verbessern. Auch heute engagiert sich Raiffeisen als führende Schweizer Retailbank für den nationalen Finanzplatz und für alle ihre Privat- und Firmenkundinnen und -kunden. Raiffeisen hat die Schweizer Wirtschaft nachhaltig mitgeprägt und tut dies auch heute noch. Wir dürfen von einer Erfolgsgeschichte sprechen.

Christian Poerschke: Unsere 125-jährige Geschichte wurde auch dadurch möglich, dass wir ein risikoarmes Geschäftsmodell betreiben und solidarisch füreinander einstehen. Wir haben uns stetig weiterentwickelt. Gleichzeitig sind wir unseren Grundwerten treu geblieben. Heute profitiert Raiffeisen von ihrer starken Verankerung in den Regionen und engagiert sich im Gegenzug schweizweit für die Gesellschaft. 

links: Thomas A. Müller, VRP Raiffeisen Schweiz, rechts: Dr. Christian Poerschke, VGL a.i. Raiffeisen Schweiz

links: Thomas A. Müller, VRP Raiffeisen Schweiz, rechts: Dr. Christian Poerschke, VGL a.i. Raiffeisen Schweiz

Wo sehen Sie die Vorteile des genossenschaftlichen Geschäftsmodells gegenüber anderen Rechtsformen?

 

Thomas A. Müller: Genossenschaften basieren auf unternehmerischem Denken und sie nutzen die Vorzüge des Kollektivs. Dabei geht es nicht primär um Gewinnmaximierung, sondern darum, gemeinsam langfristig erfolgreich zu sein. Das Genossenschaftsmodell ermöglicht nachhaltige und langfristig orientierte Entscheide, da diese oft in partizipativen Prozessen gefällt werden. Keine Aktionärsgruppe dominiert. Nicht zuletzt führt dieses Denken zu Stabilität und Mehrwert für die Regionen. 

Christian Poerschke: Ein weiterer wichtiger Grund dafür liegt im genossenschaftlichen Finanzmodell. Als Genossenschaftsbank thesauriert Raiffeisen über 90 Prozent ihres Gewinns. Dadurch wird die Kapitalbasis laufend gestärkt, was Raiffeisen über die Zeit zu einer sehr sicheren Bankengruppe gemacht hat. 

 

Finanzplatz Schweiz

Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die grössten Herausforderungen für den Finanzplatz Schweiz? 

 

Thomas A. Müller: Der Finanzplatz Schweiz erlebt eine dynamische Zeit. Ich sehe auf der einen Seite die geopolitischen Spannungen als eine enorme Herausforderung, die Unsicherheit und grosse Volatilität in den Märkten bringt. Gleichzeitig steigt der regulatorische Druck auf die Finanzinstitute.

Christian Poerschke: Mit unseren 774 Bankstellen zeichnen wir uns durch physische Nähe aus. Künftig wollen wir unseren Kundinnen und Kunden diese Nähe und diverse Servicemöglichkeiten auch digital bieten. Diese Themen beschäftigen die gesamte Finanzbranche.

 

Thomas A. Müller
«Die breiteste Wirkung erzielen wir durch unser nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften, davon profitieren alle Anspruchsgruppen.»

Thomas A. Müller

Präsident des Verwaltungsrats Raiffeisen Schweiz

Wie begegnet Raiffeisen diesen Herausforderungen? 

 

Thomas A. Müller: Auf strategischer Ebene müssen wir Herausforderungen frühzeitig erkennen und uns laufend weiterentwickeln. Deshalb beschäftigen wir uns zusammen mit den Raiffeisenbanken intensiv mit dem Zukunftsbild von Raiffeisen. Um nachhaltig erfolgreich zu bleiben, braucht es nicht nur Investitionen in die Digitalisierung und Technologie. Auch unsere Berufsprofile werden sich verändern. Unser Ziel ist es, die technologischen Möglichkeiten sinnvoll einzusetzen, damit mehr Zeit für die Beratung unserer Kundinnen und Kunden zur Verfügung steht.

Christian Poerschke: Das genossenschaftliche, auf Stabilität ausgerichtete Geschäftsmodell von Raiffeisen sorgt dafür, dass wir auch in herausfordernden Zeiten gut aufgestellt sind. Wir sind lokal stark verankert und dadurch in der Lage, unser Angebot konstant auf die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden auszurichten. Zudem haben wir unsere Bestrebungen intensiviert, das Anlagegeschäft auszubauen. Und dies mit Erfolg – die Resultate sind erfreulich. Auch im Firmenkundengeschäft sind wir auf sehr gutem Weg. Heute zählen knapp 226'520 Firmen auf uns. Bei der Umsetzung unserer grossen Technologieprojekte mussten wir korrigierend eingreifen. Wir lernen und entwickeln uns konstant weiter. Diese Anpassungsfähigkeit ist neben der finanziellen Sicherheit und Stabilität der Schlüssel, um den Herausforderungen zu begegnen. Wir sind als inlandorientierte Bank optimal aufgestellt, um unsere Marktposition zu behaupten.

Dr. Christian Poerschke
«Wir sind als inlandorientierte Bank optimal aufgestellt, um unsere Marktposition zu behaupten.»

Dr. Christian Poerschke

Vorsitzender der Geschäftsleitung a.i. Raiffeisen Schweiz

Zurück zum 125-Jahr-Jubiläum: Was ist geplant?

 

Christian Poerschke: Wir setzen das fort, was uns seit jeher auszeichnet: unser Engagement für die Gesellschaft und für unsere Mitglieder. Unsere 218 Raiffeisenbanken gestalten vor Ort ihr Engagement und die Mitglieder profitieren schweizweit von 125 attraktiven Jubiläumsvorteilen. 

Thomas A. Müller: Raiffeisen strebt immer danach, Wirkung zu erzielen und einen echten Mehrwert zu bieten. Und das auf verschiedenen Ebenen. Die breiteste Wirkung erzielen wir durch unser nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften, davon profitieren alle Anspruchsgruppen.